Der Weg zum Bioenergiedorf
Anderlinger Nahwärmenetz geht im September ans Netz – Über 90 Haushalte angeschlossen
Jetzt geht es los: Anderlingen hat den letzten Schritt auf dem Weg zum Bioenergiedorf gemacht. Das Nahwärmenetz mit ummantelten Stahlrohren liegt so gut wie fertig in der Erde, ab September fließt warmes Wasser durch die Rohre.
„Was lange währt, wird endlich gut“ – unter diesem Leitspruch betrachten die Ideengeber des Nahwärmenetzes mit Joop Snellen an der Spitze das große Projekt in Anderlingen. Schon im Jahr 2012 entstand die Idee, die Wärme der schon vorhandenen Blockheizkraftwerke der Biogasanlage in Ohrel zu nutzen. Die Genossenschaft „Wärmenetz Anderlingen EG“ wurde gegründet. Es fand sich allerdings kein Finanzierungspartner für das zukunftsorientierte Projekt.
Snellen und seine Mitstreiter gaben nicht auf, gründeten 2014 eine Interessenvertretung.
Rainer Burfeindt und Jan Tomforde sprangen in die Bresche. Sie sind Gesellschafter der Wärme-Energie-Versorgung Ohrel (WEV) und betreiben eine Biogasanlage im Ort. Neben dem Hauptstandort in Ohrel besitzen sie vier weitere Standorte, zwei davon in Anderlingen, an denen jeweils Biogas dezentral verstromt und in das örtliche Stromnetz eingespeist wird. Die dabei entstehende Abwärme der Blockheizkraftwerke kann sinnvoll zur Versorgung des Wärmenetzes eingesetzt werden.
„Die Idee der Anderlinger Bürger, ein eigenes Wärmenetz im Rahmen der dafür gegründeten Genossenschaft zu bauen, haben wir vom ersten Tag an unterstützt“, so die beiden Landwirte. Die Stärken des Projektes waren offensichtlich, auch wenn sich kein „Geldgeber“ fand, so dass sich Jan Tomforde und Rainer Burfeindt entschlossen, für die Realisierung zu sorgen. Finanzierende Bank ist die DKBBank.
Im Jahr 2015 wurde die Viessmann Deutschland GmbH mit dem Bau des Nahwärmenetzes in Anderlingen beauftragt, im September 2016 mit den Erdarbeiten begonnen. Investitionskosten in Höhe von 3,1 Millionen Euro, die Einbindung der schon vorhandenen beiden Biogas-Blockheizkraftwerke an der Ohreler und Grafeler Straße, der Bau des etwa 7,8 Kilometer langen Nahwärmenetzes sowie die Installation der Hausübergabestationen – so stellt sich das Anderlinger Projekt dar, zu dem 92 von insgesamt 110 Haushaltendes Ortes „Ja“ gesagt haben.
Sie werden künftig die Abwärme von vier Blockheizkraftwerken nutzen, um es zuhause richtig warm zu haben. Im Oktober soll alles fertig sein, doch schon Anfang September werden die ersten Haushalte mit der „Biowärme“ versorgt. Die weiteren der 92 Abnehmer folgen dann Stück für Stück. „Pro Jahr werden künftig bis zu 250 000 Liter Öl und Gas eingespart“, sieht Joop Snellen den Umwelt- und energiepolitischen Aspekt.
Die anfänglichen Bedenken wegen der vielen Maisfelder für die „Biogasenergie“ können Rainer Burfeindt und Jan Tomforde zerstreuen. Der Substratmix ihrer Biogasanlage besteht lediglich zu 60 Prozent aus Mais und zu 40 Prozent aus sonstigen Stoffen. Außerdem, so betonen die beiden Geschäftsführer Rainer Burfeindt und Jan Tomforde, müsse man heute beim Anbau auf dem Acker eine Anbaudiversifizierung nachweisen. (kw)
Quelle: Bremervörder Zeitung | Foros: Werner